Sprecher: Jürgen Brunner
Text: Nicolas Liebig
Bilder: Mark Vogel, Dr. Michael Schneider, Stefan Heinrich (kleeblatt-film), Nicolas Liebig, Helmut Erich Weißenbach, Bayerische Wasserwirtschaftsververwaltung, Grüntensee_bapf_CC BY 2.0, Werner Burkhart, Boris Ott_CC BY-NC 2.0
Redaktion: Dr. Michael Schneider, Christiane Feucht
Schnitt: Alexander Freuding
Bis vor rund 150 Jahren war die Wertach südlich von Augsburg ein Wildfluss. Das Flussbett bestand aus unzähligen verzweigten Flussarmen und war mehr als 150 Meter breit. Ausgedehnte Kies- und Sandbänke, dichtes Buschwerk aus Weiden und dornigen Sträuchern sowie Kiefernwälder prägten eine vielfältige Auenlandschaft.
Zur Landgewinnung und zum Schutz der Stadt Augsburg vor Hochwasser wurde der Wildfluss in ein enges Korsett aus Dämmen gezwängt und die Fluss-Schlingen begradigt. Am Ende der wasserbaulichen Eingriffe war der Fluss nur noch 35 Meter breit und die Fließstrecke verkürzte sich um 20 Kilometer.
Wegen des verkürzten Flusslaufs erhöhte sich die Fließgeschwindigkeit. Das führte dazu, dass sich die Wertach bis zu 7 Meter in den Untergrund grub. Der Bau des Grüntensees und weiterer Staustufen verschärfte die Situation, denn die Querbauwerke hielten das vom Wasser transportierte Geröll zurück. Die Wertach löste nun Kies vom Gewässergrund und von den Ufern und untergrub dadurch die Standsicherheit von Brücken und Staustufen. Außerdem sank der Grundwasserspiegel, und Teiche und Feuchtflächen trockneten aus.
Das verheerende Pfingsthochwasser von 1999 war Auslöser für eines der umfangreichsten Fluss-Renaturierungsprojekte Bayerns. Das Projekt „Wertach Vital“ sollte dem Fluss wieder mehr Raum geben und einen naturnäheren Zustand wiederherstellen. Entlang der letzten 14 Kilometer vor der Mündung wurde im Jahr 2000 begonnen, den Fluss wieder aufzuweiten, Wehranlagen und Deiche umzubauen, sowie der Fischaufstiegsrampen und Überschwemmungsflächen anzulegen. Viele Tiere und Pflanzen der ursprünglichen Wertach-Auen finden dadurch wieder neuen Lebensraum.