Sprecher: Jürgen Brunner
Text: Nicolas Liebig
Bilder: Dr. Michael Schneider, Nicolas Liebig, Stefan Heinrich
Redaktion: Dr. Michael Schneider, Christiane Feucht
Schnitt: Alexander Freuding
Die voralpinen Wildflüsse sind wichtige Ausbreitungskorridore für Pflanzen und Tiere des Gebirges in das Alpenvorland und zurück. Pflanzen, die diese Korridore „durchwandern“, bezeichnet man als „Alpenschwemmlinge“. Ihr beliebtestes Taxi ist das Wasser. Der Fluss transportiert Unmengen an Samen oder Wurzelstücken und lagert sie an verschiedenen Stellen am Ufer ab. Durch die Verbauung der Wertach ist dieser Reiseweg jedoch stark eingeschränkt, für die Alpenschwemmlinge gingen Lebensräume verloren.
Besonders viele Alpenschwemmlinge findet man auf den Wertach-Heiden bei Augsburg! Hier speichern die Böden wenig Wasser und enthalten kaum Pflanzennährstoffe. Wer hier überleben will, muss Durst- und Hungerkünstler sein. Diese Eigenschaft bringen viele Alpenpflanzen mit.
Mit faszinierenden Strategien schaffen es die Heidebewohner, auf diesem unwirtlichen Standort zu überleben. Mit langen Wurzeln erreicht der Natternkopf das Wasser aus tiefen Bodenschichten. Das Echte Labkraut besitzt als Verdunstungsschutz Blätter mit Wachsüberzug, und Orchideen wie die Mücken-Händelwurz verfügen über Wurzelknollen als Speicherorgane.
Früher wurden die Wertachheiden mit Schafen beweidet. Dies hielt die Heide von Gehölzen frei und schaffte beste Lebensbedingungen für die wärme- und lichtbedürftigen Heidebewohner. Um heute die wenigen noch existierenden Heidereste zu erhalten, müssen sie einmal im Jahr im Spätsommer gemäht werden.
Zwischen dem Gögginger Wehr und der Staustufe Inningen konnte durch das Renaturierungsprojekt „Wertach Vital“ die vorhandenen Heidereste miteinander verbunden und neue Heideflächen angelegt werden. Inzwischen zeigt sich die Blütenpracht! Eine Art, die sich sehr leicht ausbreitet, ist das Rindsauge. Schauen Sie sich um, Sie werden dieses wunderschöne Asterngewächs öfters an der Wertach entdecken!
