Sprecher: Jürgen Brunner
Text: Jens Franke
Bilder: Jens Franke, Dr. Michael Schneider, Stefan Pscherer, Mark Vogel, Peter Roggenthin
Redaktion: Dr. Michael Schneider, Christiane Feucht
Schnitt: Alexander Freuding
Bunte Wiesen sind eine Augenweide. In artenreichen und farbenfrohen Wiesen fühlen wir Menschen uns wohl. Aber wie sind solche Wiesen hier im Wertachtal entstanden?
In der nacheiszeitlichen Landschaft haben sich lichthungrige Pflanzen in Waldlichtungen, auf Schotterflächen oder oberhalb der Waldgrenze angesiedelt. Wild- und Haustiere der Menschen weideten dort und Bauern mähten den Unterwuchs als Winterfutter und Einstreu. Dadurch schufen sie Platz für Gräser und Kräuter, die helle Standorte benötigten. Durch das regelmäßige Mähen kamen keine Bäume mehr hoch, es entstanden Wiesen. Sie sind also maßgeblich der menschlichen Nutzung zu verdanken.
Viele der Wiesenpflanzen sind Relikte aus vorhergehenden Erdzeitaltern mit unterschiedlichen klimatischen Verhältnissen: aus Warm-, Kalt- oder Eiszeiten. Auch Fließgewässer wie die Wertach brachten Pflanzen von den Ur-Rasen hoch oben im Gebirge mit ins Tal. Wie Schiffbrüchige auf einer Insel landeten Arten wie der Stengellose Enzian in den Auenwiesen. Dadurch entstand eine bemerkenswerte Artenvielfalt: 70 bis 80 verschiedene Pflanzen auf einer Fläche von der Größe eines Wohnzimmers sind keine Seltenheit.
Heute sind viele Wiesen sogenanntes „Wirtschaftsgrünland“ und werden bis zu 6 Mal im Jahr gemäht. Es beherbergt auf der gleichen Fläche weniger als 15 Pflanzenarten. Um die für das Wertachtal typischen artenreichen Wiesen für kommende Generationen zu bewahren, werden – wo Naturschutz und Landschaftspflege die Möglichkeit haben - intensiv genutzte Güllewiesen in zweischürige Wiesen zurückgeführt und Ackerflächen in Wiesen umgewandelt.
Alles braucht seine Zeit: Es hat Jahrhunderte gedauert, um die Blütenpracht der Wiesen aufzubauen, und wenn artenreiche Wiesen wiederhergestellt werden, dann muss man auch hier in Jahren und Jahrzehnten rechnen.